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Mitwirk-O-Mat

Aus INOVe

Mobile Ansicht des Lüneburger Mitwirk-O-Maten

Ein Mitwirk-O-Mat ist eine simple Web-Anwendung im Stile des Wahl-O-Maten, die den Nutzer*innen Orientierung über das Engagement in der eigenen Stadt oder Region bietet. Die Nutzer*innen beantworten dabei eine Reihe kurzer Fragen zu ihren persönlichen Interessen. Im Anschluss erfahren sie, mit welchen Initiativen vor Ort die größte Übereinstimmung besteht. Interessierten Menschen hilft das Tool dadurch, sich einen Überblick zu verschaffen und die passende Initiative zu finden. Im Gegenzug haben die Initiativen den Vorteil, dass sie neue Mitglieder gewinnen (und dass sie selbst auf Initiativen aufmerksam werden, die sie noch nicht kannten).

Der erste Mitwirk-O-Mat wurde von der Vernetzungsinitiative Lebendiges Lüneburg entwickelt, um die Sichtbarkeit der Initiativen vor Ort besonders während der Corona-Pandemie zu steigern. Das Konzept lässt sich einfach auf weitere Städte und Regionen übertragen. Der zeitliche und technische Aufwand ist dabei überschaubar. Wenn ihr als Vernetzungsinitiative einen Mitwirk-O-Mat erstellt, könnt ihr den Initiativen bei euch vor Ort einen spürbaren Mehrwert verschaffen und zudem öffentliche Aufmerksamkeit erreichen.

Funktionsweise

Das Funktionsweise ist ganz einfach und entspricht der des Wahl-O-Mat. Nutzer*innen bekommen eine kurze Erklärung angezeigt, worum es sich bei der Anwendung handelt. Dann werden ihnen der Reihe nach kurze Thesen vorgestellt, zu denen sie Stellung beziehen. Dabei geht es um ihre persönlichen Interessen und Aspekte, die für die Wahl der Initiative relevant sind. Als Antwortmöglichkeiten können sie zustimmen, ablehnen oder neutral abstimmen (Thesen zu überspringen, ist auch möglich).

Auswertung mit Initiativen-Ranking

Nachdem alle Thesen bearbeitet wurden, wird die Auswertung angezeigt. Der Algorithmus vergleicht die Antworten des/der Nutzer*in mit den Antworten, die die Initiativen zuvor gegeben haben und die in das Programm eingetragen wurden. Entsprechend der Übereinstimmung wird ein Ranking angezeigt. Um mehr über die vorgeschlagenen Initiativen zu erfahren, können die Nutzer*innen jeweils eine kurze Beschreibung ausklappen oder über den Link zu deren Website wechseln. Unterhalb des Rankings wird eine ausführliche Auswertung angezeigt, bei der Nutzer*innen sich anzeigen lassen können, wie die Initiativen auf die Thesen geantwortet haben. Falls die Initiativen schriftliche Antworten verfasst haben, werden diese hier ebenfalls angezeigt.

Software

Beim Lüneburger Mitwirk-O-Mat wird die Open-Source-Software Mat-O-Wahl genutzt. Das Design entspricht zwar nicht den neuesten Standards, aber das Programm lässt sich relativ einfach konfigurieren und ist auch für die End-Nutzer*innen intuitiv bedienbar. Da der Mat-O-Wahl bereits dahingehend angepasst wurde, Initiativen anstatt Parteien zu vergleichen, ist es empfehlenswert, auch in anderen Städten und Regionen diese (angepasste) Software zu nutzen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Mitwirk-O-Mat Create your Own.png

Die folgenden Abschnitte sollen euch dabei helfen, selbst einen Mitwirk-O-Mat für die eigene Stadt oder Region zu erstellen. Entsprechend sind die Schritte darauf angepasst, Initiativen miteinander zu vergleichen. Eine allgemeine Anleitung zur Software (Fokus auf Parteienvergleich) findet ihr auf mat-o-wahl.de in Kurzfassung und ausführlicher in der Mat-O-Wahl-Hilfe.pdf (im Dateienordner /system).

Projekt auf WECHANGE

Nach der Veröffentlichung des Lüneburger Mitwirk-O-Maten haben mehrere Menschen aus anderen Orten Interesse daran gezeigt, das Konzept zu übernehmen. Um die Kommunikation zu erleichtern und sich gegenseitig zu unterstützen, gibt es ein Projekt auf der Plattform WECHANGE. Wenn ihr interessiert seid, könnt ihr gerne die Mitgliedschaft zu diesem Projekt beantragen (auf diesen Link klicken und registrieren). Hier findet ihr auch den Programm-Ordner, in dem ihr alle Anpassungen vornehmen müsst, als ZIP-Datei.[1]

Generelle Überlegungen

Zu Beginn ist es sinnvoll, wenn ihr euch Gedanken zu den W-Fragen macht (und diese am besten auch notiert, z. B. in eine, Pad):

  • Wer kümmert sich um alles?
    Startest du das Projekt alleine oder hast du Mitstreiter*innen? Auch als Einzelperson lassen sich die Schritte erledigen, aber als kleines Team macht das natürlich mehr Spaß und ihr könnt die Arbeit verteilen.
  • Was müsst ihr dafür können?
    Schaut euch am besten schon früh alle Schritte an und überlegt euch, welche Skills ihr dafür braucht. Falls euch Fähigkeiten fehlen, könnt ihr gezielt nach Unterstützer*innen suchen oder euch das selbst beibringen.
  • Wann soll es losgehen?
    Anders als bei einem Wahl-O-Mat für Parteien müsst ihr beim Mitwirk-O-Mat nicht auf ein Datum hinfiebern. Jeder Zeitpunkt kann für die Veröffentlichung geeignet sein, aber vielleicht gibt es einen Anlass, zu dem das besonders passt. In Universitätsstädten kann dies der Beginn des neuen Wintersemesters sein, wenn viele Erstsemesterstudierende in die Stadt strömen und nach Initiativen Ausschau halten.
  • Wie lange brauchen wir für den ganzen Prozess?
    Ihr solltet schonen einen Zeitraum von etwa zwei Monaten zwischen den ersten Überlegungen und der Veröffentlichung ansetzen. Natürlich könnt ihr euch auch mehr Zeit nehmen, aber viel weniger scheint kaum möglich, da ihr ja auf die Rückmeldungen der Initiativen warten müsst.
  • Wo soll unser Mitwirk-O-Mat genutzt werden?
    Bezieht ihr nur Initiativen aus eurer Stadt ein oder auch aus der Umgebung (und wie weit soll diese Umgebung reichen)? Oder soll der Mitwirk-O-Mat eure ganze Region erfassen?
  • Wen möchten wir erreichen?
    Eure Zielgruppe muss nicht zwingend die gesamte Zivilgesellschaft in eurer Stadt oder Region sein. Ihr könnt auch einen Mitwirk-O-Mat speziell für junge Menschen entwickeln und die Initiativenauswahl entsprechend einschränken. Die Erfahrung zeigt aber, dass auch ältere Menschen das Tool gerne nutzen.
  • Welche Initiativen sollen dabei sein?
    Zu dieser Frage solltet ihr euch nicht zu knapp Gedanken machen. Hier geht es um euren Fokus und die Kriterien, um dabei sein zu dürfen. Soll jede Form von ehrenamtlichem Engagement dabei sein, vom Tierheim über die Sportverein bis zum aktivistischen Kollektiv? Wovon grenzt ihr euch ab (Ausschlusskriterien)? Und dürfen auch Parteien dabei sein? Eure Überlegungen hierzu schriftlich festzuhalten, kann euch später helfen.
  • Wie findet und erreicht ihr die Initiativen?
    Mit der Suche nach geeigneten Gruppen vor Ort solltet ihr nicht zu lange warten. Ihr müsst sie nicht direkt kontaktieren, aber je eher eine Übersicht habt, desto besser. Dieser Artikel gibt euch Hinweise dazu, wie ihr viele verschiedene Initiativen findet.

Thesen erstellen

Anzahl
Wenn ihr euch zu den generellen Fragen Gedanken gemacht habt, könnt euch schon die Thesen überlegen. Je nachdem, wie ihr eure Nutzer*innen-Zielgruppe und die Aufnahmekriterien für die Initiativen definiert habt, sollen diese ein breites Spektrum abdecken. Zugleich solltet ihr keinesfalls zu viele Thesen erstellen; Nutzer*innen verlieren sonst die Lust und brechen ab, wenn sie merken, dass es zu lange dauert. Eine exakte Zielmarke lässt sich schwer beziffern, aber es sollten nur so viele Thesen wie nötig sein. Der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung enthält stets 38 Thesen, was aber schon relativ viel ist. Der Lüneburger Mitwirk-O-Mat enthält 20 Thesen.


Inhalt
Um Thesen zu finden, habt ihr mehrere Möglichkeiten. Ihr könnt euch an denen aus Lüneburg orientieren oder sie auch genauso übernehmen. In der Regel sind Anpassungen an den spezifischen Kontext jedoch sinnvoll. Ihr könnt euch also die Initiativen, die dabei sein sollen, anschauen und überlegen, welche Themen vorkommen sollen und welche Thesen eine Differenzierung ermöglichen.

Am besten ist es, wenn ihr in diesem Prozess die Initiativen beteiligt (eine Übersicht habt ihr ja schon). In Lüneburg hat es sehr gut geklappt, ihnen eine E-Mail mit dem Link zu einem Pad zu schicken, in dem sie ihre Thesenvorschläge eintragen konnten.[2] Das hat gleich mehrere Vorteile:

  • Ihr könnt euer Vorhaben vorstellen. Idealerweise erhaltet ihr konstruktives Feedback oder findet sogar neue Mitstreiter*innen (fragt am besten explizit danach).
  • Indem ihr die Initiativen frühzeitig in den Prozess einbezieht, fühlen diese sich wertgeschätzt und die Akzeptanz ist im weiteren Verlauf größer (heißt: Mehr Initiativen machen am Ende auch mit).
  • Die Engagierten bringen weitere Perspektiven und wertvolle Anregungen für Aspekte mit, die euch selbst vielleicht nicht eingefallen wären.

Wenn ihr genügend Rücklauf von den Initiativen habt, müsst ihr die Vorschläge noch auswerten. Es kann gut sein, dass die Zahl der Vorschläge eure maximale Thesen-Anzahl deutlich überschreitet. In dem Falle gilt es, die Vorschläge zusammenzufassen und auszusortieren.


Formulierungen Ihr wisst nun, welche Thesen vorkommen sollen. Nehmt euch aber die Zeit, um an den Formulierungen zu arbeiten. In erster Linie sollen die natürlich klar und einfach verständlich sein (keine Schachtelsätze und Fachbegriffe mit einer Fußnote erklären oder verlinken).

Darüber hinaus solltet ihr darauf achten, wie wahrscheinlich es ist, dass einer These zugestimmt oder widersprochen wird. Im Optimalfall ist die Anzahl sowohl der Initiativen als auch der Nutzer*innen, die einer These zustimmen, widersprechen bzw. sich neutral verhalten, ungefähr ausgeglichen. Versucht also, Formulierungen zu vermeiden, bei denen fast alle zustimmen oder alle widersprechen würden. Die These ermöglicht sonst keine Differenzierung und verliert ihren Effekt. Falls viele der Thesen so gestellt sind, dass die meisten Nutzer*innen zustimmen, dann werden auch diejenigen Initiativen häufig oben im Ranking angezeigt, die sich fast immer zustimmend geäußert haben; das aber sagt wenig über die tatsächliche Passfähigkeit aus.

Online-Formular erstellen

Als nächstes braucht ihr die Positionen der Initiativen zu euren Thesen. Um diese zu erfassen, eignet sich ein Online-Umfrageformular. Trotz ideeller und datenschutzrechtlicher Bedenken scheint hier Google Forms die am besten geeignete Software zu sein, die alle Anforderungen erfüllt und die "kostenlos" verfügbar ist (also abgesehen davon, dass man mit seinen Daten bezahlt). Wer Zugriff auf andere Systeme hat (z. B. LimeSurvey), kann aber natürlich auch diese gerne nutzen. Ihr könnt die Initiativen natürlich auch bitten, euch die Antworten einfach in einem Textdokument oder direkt per E-Mail zu schicken, aber vermutlich habt ihr damit am Ende nur mehr Aufwand beim Übertragen in den Mitwirk-O-Mat.

Ihr dürft nicht vergessen, auch allgemeine Angaben mit abzufragen. Für den Mitwirk-O-Mat braucht ihr folgende Informationen:

  • Name der Initiative
  • Abkürzung (falls vorhanden)
  • Kurze Beschreibung/Motto (idealerweise nicht mehr als ein Satz)
  • Link zur Internetpräsenz (bestenfalls zur Website, aber falls eine Initiative keine hat, kann alles verlinkt werden, wo es mehr Infos gibt).
  • Logo
  • Kontakt (am besten E-Mail; wird nicht veröffentlicht, aber kann euch helfen, wenn ihr Rückfragen habt)

Zusätzlich ist es sinnvoll, am Ende der Umfrage um Feedback zu bitten.


Logo Die meisten Anbieter von Online-Umfragen ermöglichen den Upload von Dateien, sodass die Initiativen euch ihr Logo so zukommen lassen können. Um im Mitwirk-O-Mat verwendet zu werden, sollte es jedoch spezielle Anforderungen erfüllen. Vor allem sollte das Logo sehr klein sein, am besten weniger als 5 Kilobyte je Logo. Dadurch werden schnelle Ladezeiten selbst bei einer großen Anzahl an Initiativen und entsprechender Logos gewährleistet. Da die Darstellung ohnehin sehr klein ist, reicht ein Format von 150 x 150 px vollkommen aus (das mag verpixelt erscheinen, aber im Mitwirk-O-Mat ist das nicht mehr erkennbar). Damit die Darstellung einheitlich ist, eignet sich ein quadratisches Format für alle Logos. Anders geformte Logos können als quadratische Dateien gespeichert werden, wobei der Rand transparent ist oder die gleiche Hintergrundfarbe hat wie der Mitwirk-O-Mat.

Ihr könnt die Initiativen bitten, diese Hinweise zu befolgen, aber vermutlich ist es einfacher, wenn ihr diese Umwandlung selbst vornehmt. Auf der Website resizeimage.net geht das einfach und schnell, sobald ihr es einmal verstanden habt. Somit erspart ihr den Initiativen, sich damit beschäftigen zu müssen.

Antworten einsammeln

Wenn eure Online-Formular fertig ist, könnt ihr den Link an die Initatiativen schicken.[3] Dabei solltet ihr eine Deadline kommunizieren, die nich so knapp ist, dass die Initiativen unter Druck gesetzt werden, aber auch nicht so weit entfernt, dass das Thema nach hinten geschoben wird. Zwei Wochen sind ein angemessenes Maß. In Lüneburg haben wir direkt kommuniziert, dass es möglich ist, uns die Antworten auch später zukommen zu lassen, und wir die Initiativen dann nachtragen. Tatsächlich kam der Großteil der Initiativen erst dazu, nachdem die Deadline verstrichen war und wir die Anwendung schon veröffentlicht hatten. Macht euch also keinen Kopf, wenn ihr erstmal nicht so viele Rückmeldungen erhaltet, sondern sendet lieber eine freundliche Erinnerungsmail.

Falls eure Übersicht über die Initiativen vor Ort alles andere als vollständig sein sollte und ihr das wisst, könnt ihr um die Mithilfe derjenigen Initiativen bitten, die ihr auf dem Zettel habt. Sie können eure Einladung zur Teilnahme am Mitwirk-O-Mat an Gruppen weiterleiten, die sie kennen, und diese leiten sie wiederum weiter (Schneeball-Prinzip). Dabei solltet ihr aber vermeiden, dass Initiativen die E-Mail x-mal erhalten. Z. B. könnt ihr ein Online-Textdokument oder eine -Tabelle mitsenden, wo diejenigen Initiativen eingetragen werden, die die Mail erhalten haben.

Eine gute Methode, um zu diesem frühen Zeitpunkt schon mehr Reichweite zu bekommen, ist ein Beitrag in der Lokalpresse. In diesem könnt ihr euer Tool ankündigen und Initiativen einladen, sich bei euch zu melden. Dann weiß die Leser*innenschaft auch direkt Bescheid und kann sich auf euren Mitwirk-O-Mat freuen.

Erfahrungsberichte

Lüneburg

  1. Die ZIP-Datei entspricht weitestgehend der Version, die ihr auf mat-o-wahl.de herunterladen könnt, aber sie ist darauf angepasst, Initiativen anstatt Parteien zu vergleichen.
  2. Ihr könnt die Beteiligten auch bitten, mit + und - über die Thesen abzustimmen.
  3. Damit die Gruppen eine Vorstellung davon bekommen, was ihr vorhabt, könnt ihr auf den Lüneburger Mitwirk-O-Mat verweisen.